Rezension // Gun love von Jennifer Clement

„Waffenliebe – nur ein einziges Mal kommt das Wort im Roman vor, doch ist es voll davon. Eine sehr merk-würdige Geschichte über Mitgefühl und die Eigenheiten der Menschen.“ – Evelyn Unterfrauner, Book Broker

Inhaltsangabe zu Gun love von Jennifer Clement

In drei Teile gegliedert wird uns die Geschichte von Pearl erzählt, einem vierzehnjährigen Mädchen, das alle Blicke –  aufgrund ihrer Austernschalen artigen Haut – auf sich zieht. Sie lebt mit ihrer Mutter Margot seit Geburt an in einem Ford Mercury, der den Indian Waters Trailerpark noch nie verlassen hat. Sie geht zur Schule und die Mutter – Ausreißerin aus noblem Hause – ist Putzfrau in einem Veteranenkrankenhaus. Pearls Zimmer befindet sich auf der Forderbank, das der Mutter auf der Rückbank. Unter den wenigen Menschen, die auf dem Trailerpark (Campingplatz) leben hat sie eine Freundin, April May, mit der sie ihr Füße in den Fluss zu den Alligatoren reinsteckt, Zigaretten raucht und Entdeckungstouren auf der nahegelegenen Müllkippe macht. Sonntags gehen sie gemeinsam in die Kirche, zu einem Pastor, der sehr sonderbare Programme ins Leben ruft (z.B. das Drive-In-Gebet). Und eines Tages kommt Mr. Bad, Eli Redmond, in ihr Leben, der die Mutter für sich einnimmt.

Meine Gedanken zum Roman Gun love

Das Buch ist schwer in Worte zu fassen. Es erzählt fragmentarisch aus dem Leben einiger weniger Bewohner auf dem Trailerpark, die den Glauben an das echte Leben verloren haben, von ihren Träumen zehren und ihre Verletzlichkeit durch den Besitz von Waffen kaschieren. Es ist erschreckend zu lesen und doch sprachlich ein Kunstwerk. Pearls Mutter Margot ist eine zentrale Figur, die das Talent besitzt sich in Menschen und Dinge hineinzufühlen. Die Beschreibungen ihrer Interpretationen, Gedanken und Aussagen könnten nicht poetischer sein.

„Das Krankenhaus ist ein Ort zwischen Himmel und Erde, sagte meine Mutter. […] Dort kann ein Mann weinen wie ein Baby, weil er seinen Arm verloren hat. Dort sind Männer wie Anziehpuppen aus Papier, die man einfach zerreißen kann. Sie wissen, dass sie niemanden beschützen können, und wie soll man ein Mann sein, wenn man niemanden beschützen kann?“ (Clement 2018, S. 50)

Auch die Mutter-Kind-Beziehung ist ein essentielles Element in der Erzählung:

„Ohne mich wirst du das nicht überleben, erklärte sie mir. Das Leben tut zu sehr weh. Dafür gibt es noch nicht mal ein Lied. Pearl, ich hoffe, du stirbst zuerst.“ (Clement 2018, S. 134)

Nichts desto trotz konnte mich der Roman nicht ganz abholen. Es zu lesen erfordert Konzentration und Hingabe, vielleicht war es für den Urlaub auch einfach eine schlechte Wahl. Gestalterisch ist das Buch ein echter Hingucker – eines der besten Cover, die ich im letzten Jahr gesehen habe.

Weitere Besprechungen: 

SPIEGEL I Bücherwurmloch I Stern

Gun love war ein Überraschungsbuch vom @literarischernerd Florian Valerius.

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