Rezension // Die Vegetarierin von Han Kang

Eine Bloggerin von der ich mich auch zu manchem Buchkauf inspirieren lasse ist, Lisa von mscaulfield und ihrem Blog Frühlingsmärchen. Ich hatte Die Vegetarierin in ihrem Insta-Feed entdeckt und das Cover hat mich sofort neugierig gemacht – gekauft habe ich mir dann aber nicht das deutsche Original aus dem Aufbau Verlag, sondern die besondere Ausgabe von der Büchergilde Gutenberg – in beiden Fällen ist die Buchgestaltung sehr gut gelungen und mit dem Originalcover muss man sich etwas länger beschäftigen.

Inhaltsangabe zu Die Vegetarierin

Die Erzählung ist in drei Teile untergliedert. Wir erfahren aus der Sicht von drei Figuren die Geschichte von Yong-Hye, die über Nacht beschlossen hatte Vegetarierin zu werden. Die erste Erzählperspektive ist die des Ehemannes von Yong-Hye. Er schildert die Anfänge und den plötzlichen Sinneswandel seiner Frau, den er einfach nicht nachvollziehen kann. Es sieht seiner Frau dabei zu, wie sie immer mehr Kilos verliert und langsam aus der Realität abdriftet. Im zweiten Teil erzählt der Mann der Schwester von Yong-Hye. Dieser ist Künstler und möchte sie dazu überreden sich an seinem Kunstprojekt zu beteiligen. Alles was sie dafür tun müsse, sei sich nakt mit Blumen bemalen zu lassen und mit einem ebenso bemalten Mann vor der Kamera Sex zu haben. Im abschließenden Teil gibt die Schwester ihr Sicht der Dinge preis – an dem Zeitpunkt angelangt ist ihre Schwester in ärztlicher Behandlung. Der Grund: absolute Unterernährung. Yong-Hye will nämlich nichts außer Wasser trinken, da sie am liebsten ein Baum werden würde – und ein Baum braucht keine feste Nahrung, sondern nur Wasser.

Meine Gedanken zum Roman

In Worte zu fassen was ich von diesem Roman halten soll, ist gar nicht so einfach. Die Handlung an sich ist zwar schnell erklärt: Frau wird plötzlich vegetarierin – will zur Pflanze werden – landet in Psychiatrie. Es prallen im Grunde zwei Welten aufeinander – die Gedankenwelt und die reale Welt. Yong-Hye ist davon überzeugt, dass sie eine Pflanze werden möchte und darin ihre Erfüllung findet, doch in der realen Welt gibt es dafür keine Erklärung und die einzige Lösung ist die Irrenanstalt. Sie wird von blutrünstigen Alpträumen geplagt und ihre gesamt Familie hat kein Verständnis für Ihre Entscheidung kein Fleisch zu essen. Besonders interessant fand ich den Moment im Roman, an dem der Vater seine Tochter zum Essen zwingen möchte und das Essen gewaltsam in Ihren Mund steckt:

„Sie (hob) das Messer. […] Einen Augenblick später spritzte Blut aus ihrem Handgelenk und ging wie ein Regenschauer auf einem weißen Teller nieder.“ (S. 44)

Die Szene wird in allen Teilen des Romans aus einer anderen Sicht eindrücklich geschildert. Es ist der stärkste Moment der Protagonistin in dem sie sich zur Wehr setzt. Und Die Vegetarierin schließt auch mit der Frage: „Lehnt sie sich gegen etwas auf?“ – Auflehnung durch Verzicht?

Zur Autorin Han Kang

Han Kang wurde in Südkorea geboren. Ihr erster Roman erschien 1994. Für ihr literarisches Schreiben wurde sie bereits mehrmals ausgezeichnet, im Jahr 2016 sogar mit dem International Man Booker Prize. Derzeit lehrt sie Kreatives Schreiben am Kulturinstitut Seoul.

Hier geht’s zum Buch (Sonderausgabe der Büchergilde Gutenberg).

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Sylvia sagt:

    Liebe Evelyn,

    ich hab dieses Buch auch Anfang des Jahres gelesen und war schwer begeistert. Die Geschichte ist so abstrus und schwer verdaulich, obwohl sich das Buch doch recht schnell liest (vom Seitenumfang her).

    Liebe Grüße aus Wien
    Sylvia

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  2. Sabrina sagt:

    Hallo!
    Das Cover ist ja wirklich mal der Hammer. Seit „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde mag ich Bücher die aus mehreren Perspektiven geschrieben sind. Das Kunstprojekt klingt ja mal wirklich schräg. Bei solchen Projekten bleibt mir der Sinn verborgen.

    Liebe Grüße
    Sabrina

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