Nachdem ich bereits von Novecento verzaubert war, habe ich nun auch zu Seide gegriffen – eine weitere Erzählung des italienischen Schriftstellers Alessandro Baricco. Der Roman umfasst nur 142 Seiten und war deshalb im Nu gelesen. Ich war regelrecht erstaunt darüber, wie wenige Worte Baricco brauchte, um die Geschichte des Seidenraupenhändlers Hervé Joncour zu erzählen, aber noch viel erstaunlicher war, was die Erzählung durch die Blume verrät. Seide ist somit mein erstes Lesehighlight 2017!
Inhaltsangabe zu Seide von Alessandro Baricco
Hervé Joncour lebt in Lavilledieu, einem Dorf in Frankreich. Obwohl sein Vater (der Bürgermeister) eine andere berufliche Laufbahn für Hervé vorgesehen hatte, konnte er durch den Einfluss eines Geschäftsmannes dem Seidenraupenhändlertum nachgehen. Der Geschäftsmann, Baldabiou, errichtete in Lavilledieu mehrere Seidentuchfabriken und wollte die Raupenzucht vorantreiben. Leider wurde Frankreich von einer Plage heimgesucht, die die Zucht unmöglich machte. Die einzige Möglichkeit zu gesunden Raupenlarven zu gelangen, war eine Reise in das damals abgeschottete Japan. Hervé Joncour war der Auserwählte und brach zu seiner 3-Monatigen Reise auf und ließ seine Frau Hélène in Frankreich zurück. In Japan angekommen, lernte er den Herrscher Hara Kei kennen und eine unbekannte Schönheit, die nicht von seiner Seite wich. Das Mädchen blickte tief in die Augen des Besuchers aus dem Westen und verzauberte ihn im selben Moment. Wer das Mädchen ist, erfährt der Leser, wie auch der Protagonist leider nicht.
Meine Gedanken zum Roman
Ich bin von der Erzählung begeistert. Noch bevor ich dazu kam Seide zu lesen war ich von dem Umschlagdesign des Romans fasziniert – mindestens so schön wie der Inhalt. Was mir an der Erzählung so gut gefällt ist, dass sie durch einen einfachen aber gut durchdachten Schreibstil punktet. Es werden zum Beispiel bestimmte Textpassagen, wie die, der Reise nach Japan, wiederholt, um die immer wiederkehrende Reise zu unterstreichen. Außerdem begleitet die gesamte Erzählung ein Geheimnis, das nie aufgelöst wird. Auch interessant sind die Bezüge, die zu Flaubert gezogen werden. So heißt es „Es war das Jahr 1861. Flaubert schrieb gerade den Schluss von Salammbô.“ (Baricco 2016, S. 26) Ein zentrales Motiv des Romans ist allerdings die Liebe. Während des Lesens musste ich an Beatrice aus der Göttlichen Komödie und an Laura aus dem Canzoniere denken – in beiden Werken wird eine Frau beschrieben, die aufgrund weniger Kontaktpunkte zur Angebeteten wird. So auch in Seide. Hervé Joncour trifft auf das Mädchen, dessen Augen nicht asiatisch geschnitten waren und verliebt sich. Die Seide ist dabei ein Mittel zum Zweck, das im Liebesspiel miteingebunden wird, aber gleichzeitig ein Gefühl der Leichtigkeit vermittelt.
Zum Autor Alessandro Baricco
Alessandro Baricco ist 1958 in Turin geboren und studierte Philosophie und Musikwissenschaft. Seide wurde in über 30 Sprachen übersetzt und erhielt den Premio Campiello, den Premio Viareggio und den Prix Médicis Étranger.
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Hallo!
Schöne Rezi! Ich habe vor Jahren mal den Film gesehen und wusste gar nicht, dass es dazu auch ein Buch gibt! Das muss jetzt sofort auf die Wunschliste! 🙂
Grüße!
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Hallo Evelyn,
per Zufall bin ich auf deinen Blog gestoßen und an diesem Beitrag hängengeblieben. Mir kam der Titel gekannt vor und auch das Cover hat mich angezogen – das schöne Bild von dir nicht zu vergessen 🙂 Und was soll ich sagen: Nach bereits wenigen Worten dachte ich mir: Nanu, die Geschichte kennst du doch! Ich habe den Film bereits einige Male gesehen. Die Rolle der Helene wird von der bezaubernden Keira Knightley übernommen. Ich habe gar nicht gewusst, dass es ein Buch dazu gibt – aber warum auch nicht 😀 Ich bin fasziniert, dass das Werk gerade mal 142 Seiten umfasst o.O Hast du den Film dazu schon gesehen? Ich lege ihn dir wärmstens ans Herz 🙂
LG
Janine
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