PSEUDOnyme auf Buchdeckeln – Warum das Versteckspiel?

J.K. Rowling, Steven King … Sie alle haben unter Pseudonymen ihre Bücher publiziert. Bei einigen Autoren ist unlängst bekannt wer tatsächlich hinter dem Namen steht und schreibt, doch einige ziehen das Versteckspiel konzise durch, oder lüften das Geheimnis im Laufe der Zeit. Voltaire zum Beispiel soll über 150 verschiedene verwendet haben. Doch warum zieren Pseudonyme die Buchdeckel? Was sind die Beweggründe für die Schriftstellerinnen und Schriftsteller?

Etymologisch kommt der Begriff aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Tarn- oder Deckname“. Somit ist es möglich Bücher zu veröffentlichen ohne persönlich damit in Verbindung gebracht zu werden. Das bringt diverse Freiheiten mit sich. Die / Der Schreibende kann verschiedenste Genres bedienen ohne die Erwartungen seiner Leser und Leserinnen zu zerschmettern. Wir alle kennen J.K. Rowling und denken sofort an Harry Potter. Die Autorin hat uns bereits mehrmals in die Irre geführt, aber auch der Verlag selbst verlangte, dass ihr Vorname abgekürzt wird, damit nicht sofort erkennbar ist, dass sie eine Frau ist. Sie selbst hat vor Kurzem als Robert Galbraith zwei Krimis veröffentlicht mit der Begründung, sie schätze es sehr ohne Erfolgsdruck schreiben zu können.

Manche Autoren, wie Steven King, zeigen sich Experimentierfreudig und wollen den wahren Wert ihrer Bücher ermitteln, sprich nicht vom eigenen Namen marketingtechnisch profitieren, sondern ruhig mal ausprobieren ob die Qualität des Buches auch von alleine die Kassen klingeln lässt. Das hat er unter dem Namen Richard Bachmann versucht.
Oft ist der Grund für die Nutzung von Pseudonymen auch ein rein phonetischer, wenn man so will. Menschen mit langen komplizierten Namen ziehen oft kurze, knackige, gutklingende Namen vor – somit verkaufen sich die Bücher besser, auch international.
Das Feministen-Herz schreit auf, wenn es hört, dass früher oft Männernamen verwendet wurden, um ernst genommen zu werden. So war es bei den Brontë-Schwestern der Fall, oder eben bei J.K. Rowling.
Kerstin Gier, sehr beliebte Jugendbuchautorin (Silber Trilogie), hat sich für zwei Pseudonyme entschieden, da sie ihre Leserschaft nicht mit zu vielen Neuerscheinungen innerhalb eines Jahres überhäufen wollte. Auch nicht uninteressant ist die Tatsache, dass es sogenannte Sammelpseudonyme gibt: ein Name unter dem mehrere Personen ihre Bücher veröffentlichen.
Auch der Anfangsbuchstabe kann ein Grund für den Griff zum Pseudonym sein, wie im Falle George Orwell (eig. Eric Blair): er entschied sich dafür, da im Autorenalphabet die Konkurrenz unter „O“ weniger stark, als unter „B“ sei.

Ein Grund der nicht zu unterschätzen ist, ist auch der der Privatsphäre. Sobald viele persönliche Details in einem Buch vorkommen, kann dies schwerwiegende Folgen für einen persönlich haben. Bei diesem Punkt fällt mir sogleich Charlotte Roche ein, da sie selbst sagt, dass 70 % von Feuchtgebiete autobiografisch sind!
Ebenso das Setting eines Romans kann Einfluss auf die Namensgebung haben: Zu einem exotischen Roman, passt auch ein exotischer Name. Auch der Spaß am Spiel kann zu einem Pseudonym führen, wenn z.B. Anagramme aus dem eigenen Namen zusammengestellt werden. Bei der Wahl des Namens, gilt es jedoch zu beachten, dass der Name noch nicht verwendet wird, da Bürgerliche Namen und auch Pseudonyme dem Namensrecht als Teil des Persönlichkeitsrechts unterliegen.

Auch eine Tiroler Autorin hat sich für ein Pseudonym entschieden: Lena Avanzini. Ihr bürgerlicher Name ist der Öffentlichkeit bis heute nicht bekannt, Bücher aus ihrer Feder sind Tod in Innsbruck oder der neue Krimi Nie mehr sollst du lügen. Bei Buchpräsentationen und Lesungen trägt sie eine Brille und eine rote Perücke, um weiterhin ihre wahre Identität wahren zu können. Der deutsche Schriftsteller Benedict Wells, dessen aktueller Roman Vom Ende der Einsamkeit sehr beliebt ist, hat das „Pseudonym“ zum bürgerlichen Namen gemacht und im Pass ändern lassen. Er hat sich dafür entschieden, um sich von der Vergangenheit seiner Familie zu distanzieren und eigenständig zu sein. Wells deshalb, da er sich nach John Irvings Romanfigur Homer Wells aus Gottes Werk und Teufels Beitrag benennen wollte. Eine Liebeserklärung an die Literatur!

Bekannte Autoren und ihre Pseudonyme:

Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde – Oscar Wilde
Ray Douglas Bradbury – Edward Banks, D.R. Banat, Leonard Douglas, Leonard Spaulding und Brett Sterling.
Mark Twain – Samuel Langhorne
Ingrid Krane-Müschen – Rebecca Gablé
Erich Kästner – Melchior Kurtz, Peter Flint und Robert Neuner

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. MelB sagt:

    Hallo,
    wieder einen tollen Beitrag hast du da geschrieben!
    Ich verfolge deine Blog-Beiträge immer gerne mit.
    Achtung, ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen. Stephen King schreibt man mit „ph“. (Ich liebe seine Bücher, zumindest einen Großteil davon).

    Freue mich schon auf deine nächste Veröffentlichung!
    Weiter so!

    LG
    MelB

    Like

    1. bookbroker sagt:

      Liebe Mel, vielen lieben Dank! Auch für den Hinweis! 🙂 Werde ich gleich ausbessern… Schön zu wissen, dass sich jemand an meinen Blogbeiträgen erfreut. Schöne Woche dir! LG Evelyn

      Like

    2. Maria sagt:

      Das Feministen Herz? Bitte nicht böse sein aber als Feministin hast du dich bisher wirklich nicht präsentiert. Sonst sehr schöner Artikel, vielen Dank!

      Like

      1. Hi Maria, vielen Dank – ja, vielleicht passe ich da nicht ganz in die Schublade rein, aber auf meine Art bin ich es schon. Ohne das massiv nach außen zu tragen.

        Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s