Warm up: 5 Fragen an Innsbruck liest-Autorin Didi Drobna

10.000 gedruckte Leseexemplare von „Zwischen Schaumstoff“, dem Debütroman der 28-jährigen Schriftstellerin Didi Drobna, werden ab Donnerstag (14. April) in Innsbruck verschenkt. Innsbruck liest ist eine wundervolle Initiative, um Literatur ins Gespräch zu bringen und findet seit 2004 jährlich statt. In meinem letzten Blogbeitrag konntet ihr etwas über Thomas Glavinic, dem ersten Innsbruck liest – Autor, erfahren. Jetzt gibt es ein kleines Warm up von mir mit 5 Fragen an Didi Drobna.

Book Borker: Wie ist das denn so, sein erstes Buch zu schreiben?

Didi Drobna: Obwohl ich immer schreiben wollte, konnte ich mir am Anfang nicht vorstellen einen Roman zu schreiben. Ich schrieb Kurzgeschichten, höchsten kleine Erzählungen. Ein Roman war für mich die Königsklasse, diese vielen Seiten, wie sollte ich jemals eine 300seitige Geschichte erzählen? Es war mir unvorstellbar. Eine Weile schrieb ich vor mich hin, mal hier eine Kurzgeschichte über Daisy und Lisa, mal da eine. Erst als mein Verlag Druck machte und ein Veröffentlichungsdatum ansetzte, begann ich richtig zu schreiben. Ich dachte mir: zuerst eine Seite, dann noch eine und so machst du weiter. Und plötzlich war in einem halben Jahr ein 300seitiges Manuskript da.

Book Broker: Welche Zielgruppe sprichst du mit deinem Buch an? Ist es ein Buch für Menschen mit Geschwister, ein Buch zum Verschenken an die beste Freundin oder für Menschen, die noch auf der Suche nach etwas sind?

Didi Drobna: Ich denke, ich spreche gleichzeitig alle und niemanden konkret an. Ich habe das Buch zumindest nicht mit einer Zielgruppe im Hinterkopf geschrieben, so schreibe ich nicht. Natürlich wünscht man sich, dass das Buch viele Menschen anspricht, aber das sollte nicht der primäre Fokus beim Schreiben sein.

Im Buch geht es um Schwestern, um Familie, um Liebe, Freundschaft, Krankheit, schwierige Verhältnisse, das Erwachsenwerden, Einsamkeit im Alter, Abenteuer, Ausbruch – das sind teilweise universale Themen in denen sich jede und jeder von uns finden kann. Von dem her würde ich sagen, es ist für jeden was dabei.

Book Broker: Erzähl uns etwas über dich: Wie gestaltete sich dein Studentinnenleben in Wien?

Didi Drobna: Mein Studentinnenleben war vor allem arbeitsintensiv! Ich habe gleichzeitig Germanistik und Kommunikationswissenschaft studiert und nebenbei Teilzeit gearbeitet, viel Zeit blieb dann nicht mehr. Sturm und Drang gab es auch, aber vor allem später beim Schreiben.

Ich bin dann erneut Studentin geworden als ich bereits Vollzeit berufstätig war, da begann ich  Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien zu studieren. Das war jedoch nichts für mich und mein Schreiben. Es war auch sehr schwer es mit dem Job zu vereinen. Ich habe also nach ein paar Semestern wieder aufgehört und mache mein eigenes Ding. Das erfreulichste daran: Es scheint zu funktionieren!

Book Broker: Wie verbindest du deinen Beruf als Projektmanagerin mit dem Schreiben?

Didi Drobna: Einen „Brotberuf“ zu haben finde ich wichtig. Einerseits aus pragmatischen, wirtschaftlichen Gründen; andererseits mag ich es verschiedene Gehirnareale zu beschäftigen. Eine Tätigkeit allein wäre mir zu wenig. Es ist natürlich aber ein Balanceakt diese zwei Jobs miteinander zu vereinen, es braucht auf jeden Fall Disziplin und auch eine Form von Masochismus sich beispielsweise nach der Arbeit noch zum Schreiben hinzusetzen 😉

Book Broker: Warum „Zwischen Schaumstoff“?

Zwischen Schaumstoff ist das zentrale Motiv des Romans! Lisa ist für Daisy der schützende Schaumstoff zur Außenwelt, aber sie zerbricht an dieser Rolle, denn es ist nicht ihr natürlicher Aggregatszustand, schließlich bräuchte sie selbst jemanden, der für sie den Schaumstoff bildet. Daisy wiederum verkraftet den Tod der Großmutter nicht, weil sie den Gedanken nicht in ihren mit Schaumstoff-gefüllten Kopf packen kann. Lisa landet auf der neurologischen Anstalt – solche Abteilungen werden oft als jene mit den „weichen Wänden“ betitelt. Gemeinsam werden Lisa und Daisy aber ebenfalls von ihren Eltern in Schaumstoff gepackt und erfahren nicht von ihrem Bruder. Schließlich ist ihre gemeinsame Reise ein Ausbruch aus all diesen Zuständen, ein Niederreißen aller Brücken. Sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand und lassen sich nicht mehr „einpacken“.

Book Broker: Gibt es eine lustige Anekdote aus deinem Autorinnenleben, so als kleine Zugabe für meine LeserInnen?

Uhhh. Eine lustige Anekdote. 2013 war ich beim Lesefestival „Leinen los!“ des Literaturhauses Mattersburg eingeladen, habe konkret meine Kurzgeschichte „Zwischen Schaumstoff“ die den 3.Platz beim FM4 Wortlaut Literaturpreis 2012 gewonnen hat gelesen. Das war übrigens auch die allererste Geschichte von Daisy und Lisa die ich zu Papier gebracht habe.

Jedenfalls war ich dort, es war wunderbar, viele Zuhörende, gute Laune, gute Musik – eine tolle Literaturveranstaltung. In einer Pause kam eine Dame zu mir, hielt mir ein Buch unter die Nase und fragt um ein Autogramm. Ich habe verwirrt geschaut, damals hatte ich noch kein Buch veröffentlicht. Ich habe sie dann aufgeklärt, dass es der Roman einer Autorin ist, die später am Nachmittag lesen würde. Die Dame schaute enttäuscht. Dann blickte sie aufs Buch, wieder mich an und fragte: „Können’s mir nicht trotzdem unterschreiben?“ Ich habe höflich verneint und gemeint, dass es mir eher unangenehm wäre jemand fremdes Buch zu signieren 😀

Ein kleiner Ausblick:

Die Jungautorin arbeitet momentan an ihrem zweiten Roman „Als die Kirche den Fluss überquerte“. Auch hier geht es wieder um Familie, genauer um ein, diesmal erwachsenes, Geschwisterpaar – das scheint ein Thema zu sein, welches Didi Drobna verfolgt. Sie hat dafür 2015 das Literaturstipendium des Bundeskanzleramtes erhalten, was eine tolle Sache ist, wie sie selbst sagt. „Da stand das Projekt erst am Anfang und ich wusste nicht so recht, ob das was gutes ist oder nicht. Dann ein Literaturstipendium zu erhalten ist eine schöne Bestätigung und Motivation weiterzumachen.“, schließt Drobna das Interview.

Hier geht’s zur Homepage der Autorin. 

Mehr Infos zu der Initiative Innsbruck liest und Details zum Programm gibt es hier. 

Bild: Alexander Wagner

 

 

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