Ein Flüchtling erzählt – Komak, Komak!

Komak, Komak! – Ein Hilfeschrei

Die Geschichte von Alidad Shiri, eingewandert aus Afghanistan

Autobahnausfahrt Brixen. Ein Junge, völlig entkräftet wird aufgefunden. Seine Sprache ist auf Anhieb keinem Land zuordenbar. Wie sich später herausstellte war er aus seinem Heimatland geflüchtet, ist zuerst nach Pakistan, dann in den Iran und schließlich nach Europa. In Griechenland hängte er sich unter einen LKW und berührte erst in Brixen wieder den Boden. Die bewegende Geschichte gibt es in Alidad Shiris Buch Komak! Komak! Die Flucht eines Jungen aus Afghanistan nachzulesen.

Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?

Für mich war es fundamental meine Geschichte zu erzählen, um die Augen von so vielen Menschen zu öffnen, die sich gar nicht vorstellen können, wie viel Leid und wie viele Gefahren die Flüchtlinge, die zu uns kommen, erfahren müssen. Ich wusste, dass ich die Stimme bin, stellvertretend für viele Menschen mit demselben Schicksal – die es aber nicht erzählen können, oder gar für jene, die gestorben sind.

Wer hat Ihnen geholfen, es zu schreiben?

Meine Professorin Gina Abbate hat mir geholfen Komak!  Komak!  zu schreiben. Sie war diejenige, die mich in der Mittelschule in Italienisch unterrichtete und verstanden hatte, dass ich eine außergewöhnliche Geschichte erlebt hatte, die ich loswerden wollte.

Was hat sich seit dem Tag der Veröffentlichung geändert?

Es hat mir so viele Emotionen und Zufriedenheit gebracht, mein Buch in den Schaufenstern der Buchhandlungen zu sehen, aber auch von vielen Schulen und Institutionen eingeladen worden zu sein. Dabei habe ich viele junge Leute und viele Interessierte getroffen. Auch hat es mir neue Wege und Tätigkeiten eröffnet, um die öffentliche Meinung zu sensibilisieren.

Woran arbeiten Sie zurzeit?

Zurzeit arbeite ich für lokale Zeitungen in Südtirol und im Trentino. Dabei versuche ich, meinen Job sehr gewissenhaft zu erledigen und ein neues Bewusstsein zu schaffen, indem ich die Geschichten von neuen Bürgern Südtirols erzähle. Gleichzeitig studiere ich Philosophie an der Universität von Trento.

Denken Sie oft an Ihre Heimat?

Natürlich, wie könnte ich auch nicht daran denken! Ich bin immer über die aktuellen Geschehnisse in Afghanistan informiert und beschreibe in meinen Leitartikeln, die leider sehr dramatische Situation.

Fühlen Sie sich ein bisschen wie ein Südtiroler?

Ich fühle mich wie ein Südtiroler, aber auch wie ein Afghane. Vor allem fühle ich mich jedoch wie ein Bürger der Welt. Ich habe gelernt dieses Land und seine Menschen verschiedener Sprachen zu lieben. Aber vor allem überwältigt mich die Schönheit der Südtiroler Landschaft und die Knödel schätze ich sehr.

Wie sind die Reaktionen der Menschen, nachdem sie Ihre Geschichte gelesen haben?

Sie berichten oft, dass sie nach dem Lesen des Buches oder meinem Vortrag, ihre Vorurteile gegenüber Einwanderer überwinden. Sie verstehen, dass die Einwanderer jeden Tag mit politischen Reden konfrontiert werden, die die Angst der Einwanderer nutzen. Das freut mich, weil es schwierig ist die Mentalität zu ändern, aber die Haltung gegenüber dieser Thematik kann durchaus geändert werden.

Was dachten Sie, als Sie unter dem LKW waren?

Es ist ein Detail, das immer großen Eindruck hinterlässt. Ich dachte: „Das ist der Moment zu Leben oder zu Sterben.“ Ich schrie: „Komak, komak“, was so viel wie helfen bedeutet. Vielleicht dachte ich auch: „Warum werden wir geboren, wenn wir doch sterben müssen?“. Während meines Philosophiestudiums entdeckte ich, dass der rumänische Denker Cioran, denselben Gedanken einst äußerte.

Was sind Ihre Zukunftsaussichten?

Im Moment bin ich noch damit beschäftigt mein Studium abzuschließen. Ich hoffe eines Tages vielleicht als  UN-Beobachter arbeiten zu können, in Bezug auf die Menschenrechte von Frauen und Kindern in der Welt.

Interview auf Italienisch, in Deutsch übersetzt.

Meine Ausgabe: 

http://www.amazon.it/Komak-komak-Flucht-Jungen-Afghanistan/dp/8860890616

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