Erinnert ihr euch noch an Emmi und Leo? Zwei Menschen, die sich durch einen Zufall über ein Jahr lang E-Mails schreiben? Der überaus erfolgreiche E-Mail-Roman und Long-Seller Gut gegen Nordwind ist im Jahr 2006 erstmals im Deuticke Verlag (HANSER) erschienen und zwei Jahre später als Taschenbuch beim Goldmann Verlag (Verlagsgruppe Random House) – und jetzt, 13 Jahre später ist er auf der großen Leinwand zu sehen! Ich habe das Buch tatsächlich erst 2016 gelesen und mit etwas Wehmut zurück ins Regal gestellt.
Kurz zum Inhalt des E-Mail-Romanes
Emma Rothner, so der eigentliche Name, möchte ein Zeitschriften-Abonnement kündigen, doch die E-Mails der beharrlichen Frau landen aufgrund eines Tippfehlers bei Leo Leike. Die beiden beginnen eine E-Mail-Konversation, die über ein halbes Jahr lang aufrecht erhalten bleibt – sehr intim und anonym zugleich, denn obwohl sie sich zwischenzeitlich offline treffen möchten, begegnen sich sich nur im virtuellen Raum.
Er, Linguist und seit kurzem Single. Sie, Webdesignerin und verheiratet. Beide ständig online. Gemeinsam beginnt eine Reise, von der wir nicht wissen wo sie hinführt.
Vor meinem Kinobesuch habe ich noch einmal meine Rezension zu Gut gegen Nordwind von damals herausgekramt und überflogen. Hier ein Auszug davon:
„Während des Lesens machte sich in mir immer wieder dieses Gefühl breit, dass diese Emmi unberechenbar ist. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass sie ihre „glückliche“ Ehe aufs Spiel setzt und mit Leo durchbrennt. […] Das Buch enthält einige spannenden Wendungen, vor allem zum Schluss! Was da kommt, hatte ich mir wirklich nicht erwartet. […] Ich kann die Lektüre empfehlen, auch wenn ich von Emmi erstmal genug habe, die Frau machte mich beim Lesen wahnsinnig!“
Meine Meinung: Kinofilm zum Buch Gut gegen Nordwind
Ich muss sagen, ich war sehr überrascht, als ich gehört habe, dass Daniel Glattauers erfolgreichster Roman in die Kinos kommt. Ich stellte mir die Frage, wie ein Roman, der nur aus einer nahezu endlosen E-Mail-Konversation besteht, genügend visuellen Stoff für die Leinwand liefern kann. Aber ich muss sagen, es geht wohl doch!
Im ersten Teil des Filmes lernen wir Leo Leike (gespielt von Alexander Fehling) kennen – er trennt sich von seiner Freundin Marlene. Sie kommen wieder zusammen und dann trennen sie sich erneut. Emmi (gespielt von Nora Tschirner) wird uns erst sehr viel später im Film gezeigt. Sie lebt mit ihrem Mann Bernhard und seinen zwei Kindern in einem schönen Haus, gibt Klavierunterricht und führt ein unaufgeregtes Leben, bis eine bisher unentdeckte Sehnsucht in ihr geweckt wird.
Die Umsetzung und Visualisierung der E-Mail-Nachrichten ist sehr gut gelungen – teilweise werden die Nachrichten an die Wand projiziert und den Zusehern vorgelesen – Leo spricht die Textnachrichten manchmal ins Handy rein (als moderne Version des E-Mail-Schreibens). Einzelnen Szenen, die sich mit Details beschäftigen (wie dem Duschen mit geschlossenen Augen oder dem Einschlafen bei Nordwind) wird sehr viel Platz eingeräumt. Ein künstlerisches Element, das ich sehr mochte. Für Menschen, die die Buchvorlage nicht kennen, kann sich der Kinobesuch aber auch zum Gähnmarathon entwickeln, denn die meiste Zeit (abgesehen von ein bisschen nackter Haut) passiert nichts allzu aufregendes – die Stärke liegt in der Sprache der E-Mails. Ein Punkt, der mich gestört hat, war die teilweise undeutliche Aussprache von Schauspieler Alexander Fehling – ich hatte wirklich Schwierigkeiten alles zu verstehen. In Summe wirkt der Film durch die Besetzung der Rollen sehr authentisch und bleibt dem Roman von Daniel Glattauer treu.
Nice to know: Alexander Fehling und Nora Tschirner waren von 2007 bis 2011 sogar im echten Leben liiert. Während der Dreharbeiten haben sie sich allerdings nur drei Mal gesehen.
Fazit zum Film
Für alle, die Gut gegen Nordwind gelesen haben, ist ein Kinobesuch durchaus empfehlenswert. Allen anderen würde ich eher davon abraten bzw. raten zuerst das Buch zu lesen. Der Film alleine wird euch nicht so sehr begeistern können, wie es die literarische Vorlage könnte. Ich musste meinem Partner (der den Film sehr öde fand, weil er das Buch eben nicht kannte) versprechen, dass er den nächsten Film ohne Rücksicht auf meine Präferenzen aussuchen darf. Ich hoffe inständig es wird nicht ES II.
Kinotrailer: