Es begann mit einem heftigen Knall und das Große Haus bebte. Fulminant begann die Premiere zu Shakespeares angeblich letztem Stück Der Sturm im Tiroler Landestheater. Das Theaterstück hatte ich erst letzten Sommer gelesen und freute mich umso mehr, dass es ab Oktober in Innsbruck aufgeführt wird.
Präsentiert wird das Drama in seiner deutschen Übersetzung nach Erich Fried, einem bekannten deutscher Lyriker, der auch 26 weitere Shakespeare-Dramen übersetzt hat. Regisseurin Susanne Schmelcher hat sich dem Stück angenommen und unterstreicht in ihrer Inszenierung vor allem den machthaberischen Charakter, dem wir in Der Sturm begegnen: „Fast alle glauben irgendwann im Lauf der Handlung, dass sie ein bestimmtes Stück Land besitzen dürfen. […] Und da habe ich mich gefragt, was rechtfertigt überhaupt Landbesitz?“ Somit lässt sich das Stück schnell in Bezug zur aktuellen Weltsituation setzten und das obwohl es 400 Jahre alt ist.
Den Inhalt des Stücks könnt ihr hier nachlesen, doch gab es doch ein paar Besonderheiten, die ich herausstreichen möchte. Prospero, die Hauptfigur, fällt von Beginn an mit seinen roten Handflächen auf. Was genau die Markierung zu bedeuten hat, ist mir noch nicht klar, doch ist auf dem Fuß des Luftgeistes Ariel und an der rechten Wange des Sklaven Caliban ein Abdruck davon zu erkennen. Ich würde behaupten, Prospero markiert damit seinen Besitz. Der Sturm selbst wird folgendermaßen beschrieben: „Die Hölle ist leer, weil alle Teufel hier sind.“ – ein wunderbares Zitat. Publikumsliebling war der betrunkene Trinculo, gespielt von dem gebürtigen Innsbrucker Johannes Gabl. Wow-Momente verursachten das Bühnenbild und die Video-Einblendungen, die synchron gefilmt und projeziert wurden, sowie das Auftauchen eines riesigen Netzes gefüllt mit Plastikmüll (was das wohl bedeuten mag?). Außerdem kommen Playmobilfiguren zum Einsatz.
Beeindruckend waren auch die Kostüme: Das Kleid von Miranda – ein Traum in altrosa. Ihr Armreif aus einer Coca Cola-Dose war ebenso ein Hingucker. Ariel besaß ein interessantes, wenn auch ungewöhnliches Outfit. Einen Luftgeist hätte ich mir wahrlich anders vorgestellt (abgesehen davon, dass es unerwarteter Weise eine Frau war): Die leicht bekleidete Ariel mit blauem Rapunzelhaar war trotz allem meine Lieblingsfigur. Sie war an ein Seil gehängt, schwebte einer Ballerina ähnlich über die Bühne und verzauberte mit ihrem sirenenhaften Gesang. Wenn ich Marion Fuhs mal auf der Straße begegne werde ich sie umgehend um ein Autogramm bitten.
Markus Spatzier (der für die Kostüme verantwortlich ist) erwähnt in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung: „Ein toll gemachtes Stück ist fesselnder als jeder Film – deshalb find’ ich es schade, dass viele junge Leute einen Bogen ums Theater machen. Sie versäumen was“. Dem kann ich nur zustimmen und wie ich bei der Premiere festgestellt habe, brauche ich noch kräftige Unterstützung, um das Durchschnittsalter zu senken!
Die nächsten Termine:
02.10.2016 | 19.00
06.10.2016 | 19.30
13.10.2016 | 19.30
14.10.2016 | 19.30
15.10.2016 | 19.00
28.10.2016 | 19.30
06.11.2016 | 19.00
09.11.2016 | 19.30
13.11.2016 | 19.00
16.11.2016 | 19.30
18.11.2016 | 19.30
24.11.2016 | 19.30
26.11.2016 | 19.00
16.12.2016 | 19.30
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Die Karten wurden mir freundlicherweise vom Tiroler Landestheater zur Verfügung gestellt.
Fotocredit: Rupert Larl