Wer so etwas Auserlesenes wie Vergleichende Literaturwissenschaften oder Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck studiert, findet im Studienplan auch eine Exkursion, wie wir sie vom 1. bis zum 6. Dezember 2015 erlebt haben. Unter dem Leitthema „Inter-/Transkulturelle Analysen: Raum, Orientierung und Übersetzung“ haben mit mir noch 18 weitere Studierende (auch mit dabei angehende HistorikerInnen, ErziehungswissenschaftlerInnen und unser Professor Dr. Italiano Federico, auch „Jonny Depp“ genannt) den belgischen Raum eingekerbt. Wir sind dabei vorwiegend touristischen Spuren gefolgt, doch waren wir am Ende begeistert vom „Multitalent“ Antwerpen. Denn die Hafenstadt überzeugt mit ihrem kulturellen Erbe, ihren kunstvollen Straßen, den interkulturellen Lokalen, den zahlreichen Shoppingmöglichkeiten und den Geschichten, die sich um sie ranken. Eine davon, die Geschichte zum Diamantenraub, gibt es auch bald hier am Blog zu lesen.
Nr. 1 – Street Food probieren
Egal ob Waffeln, Schokolade, Bier oder belgische Pommes mit Stoofvlees. An Jeder Ecke finden sich kleine Läden, die unserem Gaumen Freude bereiten. Wir haben natürlich alles ausprobiert. So haben wir australische Waffeln mit Schokobananen und Erdbeeren vernascht (Asche auf mein Haupt), im Leonidas Schokolade eingekauft, einen Schokofrosch geküsst und verzweifelt nach Pommes in der charakteristischen Papiertüte gesucht. Nein, in Belgien werden die Fritten auch im Plastikbehälter serviert, da gaukeln uns die Anzeigetafeln leider nur was vor. Allerdings kann man zwischen verschiedenen Saucen wählen, wie der Stoofvlees-Sauce (Rind) zum Beispiel.
Nr. 2 – Schick Essen gehen
Jeder Tag kann in Sachen Kulinarik einer anderen Kultur gewidmet werden. So haben wir am ersten Tag Libanesisch gespeist, waren zwei Mal in typischen belgischen Restaurants, aber auch Pizza Hut durfte uns zu ihren Gästen zählen. Sehr zahlreich sind auch die Restaurants, die vegetarische und vegane Gerichte anbieten. So waren wir hier im „Green Way“ und im „Lombardia“, zwei Restaurants, die nicht nur mit ihrer Küche überzeugten, sondern auch mit ihrer Einrichtung. Die belgischen Restaurants, die wir besucht haben, waren „De Groote Witte Arend“ und „Het Elfde Gebod“ (das 11. Gebot). Letzteres punktete mit einer wirklich außergewöhnlichen Atmosphäre. Hier speisen die Gäste neben 487 Heiligenstatuen, die von der Kirche oder Privatpersonen gespendet wurden. Einige von uns fühlten sich allerdings ein bisschen beobachtet.
Nr. 3 – Street Art suchen und finden
Jede/r Exkursionsteilnehmer/in hat in der Stadt, die ich immer glaubte mit b für Berta zu schreiben, ein Referat zu einem beliebigen Thema gehalten. Natürlich direkt vor der jeweiligen Attraktion und stets im Bezug zum Leitthema Raum, Orientierung und Übersetzung. Wir haben uns dem Thema Street Art im urbanen Raum gewidmet mit direktem Bezug zu der Stadt. Begonnen haben wir unsere kleine Tour in der Kopstraatje, einer kleinen bunte Gasse, die voll von Street Art ist. Auch haben wir uns auf die Suche nach den bekannten „Stripmuren“ gemacht, also Comic-Wandbildern, wovon es genau 10 in Antwerpen gibt. Die Stadt hat diese in Auftrag gegeben, um den Comic Kult in Belgien hochleben zu lassen und die Stadtentwicklung sowie den Tourismus voranzutreiben. Ein bekannter Street Art Künstler ist Dzia, der sich durch einen einzigartigen Stil auszeichnet, indem er Tiere mit geometrischen Formen und Linien zeichnet. Die Funktion der Street Art Galerie „Artifex“ haben wir kritisch hinterfragt, denn was hat „Street Art“ hinter Glas und Rahmen zu suchen? Aber die Stadt zeigt, dass man mit der richtigen Einstellung vieles Verschönern kann, so auch die Stromkästen!
Nr. 4 – Das Diamantenviertel besuchen
Wer am linken Seitenausgang den Bahnhof verlässt, sieht nicht nur eine große Mediamarkt Filiale, sondern auch unzählige Diamanten-Schmuckläden dicht aneinandergereiht. Die darf man sich aber nicht so prunkvoll vorstellen, eher wie ganz normale Läden auf denen groß „Diamonds“ draufsteht. Das Diamantenviertel generell ist keine außerordentlich ästhetische Gegend. Interessant war viel mehr, dass rund um die Büros, die für den Diamantenhandel gedacht sind, 700 Kameras platziert sind und man sicher sein kann, dass jeder Quadratzentimeter von einem selbst gerade gefilmt wird. Außerdem laufen unzählige Inder in der Gegend herum – gute Diamantenhändler haben wir uns sagen lassen. Im Diamondland wurden uns die Herstellung und die Qualitätskriterien erklärt und im Anschluss durften wir noch Diamanten an der eigenen Hand probieren. Am Interessantesten war aber die Geschichte des Diamantenraubs im Jahre 2003, doch mehr davon in einem anderen Blogbeitrag.
Nr. 5 – Einen Tagesausflug nach Brügge machen
Eine wahrlich romantische Stadt mit roten Backsteinhäusern überall. Die Stadt ist von Antwerpen aus in ca. 1,5 Stunden mit dem Zug erreichbar und auf dem Weg dorthin liegt auch Gent, ebenso eine sehenswerte Stadt, meinte unser Professor. In Brügge war unser Aufenthalt allerdings sehr kurz. Wir sind den Spuren der Börse gefolgt (das Wort kommt von einer belgischen Familie, die so hieß) und haben festgestellt, dass die Stadt als Ganzes Weltkulturerbe der UNESCO ist und auch „Venedig des Nordens“ genannt wird. Die Filmkulisse von „Brügge sehen und sterben“ haben wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Absolut empfehlenswert: der Süßwarenladen „Aux Merveilleux“ – Schwedenbomben deluxe!
Nr. 6 – Einfach ein Tourist sein
Kurz zusammengefasst begann unsere Tour beim außergewöhnlich schönen Bahnhof, der absolut an Harry Potter erinnert. Liebevoll „Menschenmischmaschine“ genannt, ist der in Antwerpen ein besonderer, da er das Eingangstor zum Zentrum darstellt und auch Ort vieler Veranstaltungen ist – ein sehr spezieller Bahnhof eben.
Das Rubenshaus ließen wir auch nicht aus. Leider ist davon nicht mehr allzu viel original, trotzdem konnten wir einige Bilder von Schülern und von Rubens selbst sehen. Was und wie viel er an seinen Werken tatsächlich selbst gemalt hat, liegt im Dunkeln. Im Bild sehen wir Adam und Eva, (anscheinend) von Rubens selbst gemalt.
Sehr prägend für das Stadtbild ist die Liebfrauenkirche mit wunderschönen goldenen Uhren am Turm.
Nr. 7 – Zum Hafen und dem MAS fahren
Dass Antwerpen eine Hafenstadt ist, spürt man als Tourist nicht unbedingt. Wir sind mit der Straßenbahn zum Hafen gefahren, um das zeitgenössische Museum MAS zu besuchen. Das imposante Gebäude erlaubt dann einen tollen Ausblick von 9. Stock aus und bietet in jedem Stock eine andere Perspektive auf den Hafen. Es wurde unter anderem dort gebaut, um den Hafen wieder etwas attraktiver zu machen, da er von der Stadt selbst auch nicht so stark im eigenen Marketing hervorgehoben wird.
Nr. 8 – Den Weihnachtsmarkt ignorieren
Wenn er auch erst am 5. Dezember eröffnet hat (also knapp 3 Wochen später als der in Innsbruck) ist er in Antwerpen, wie in Brügge gleich wie wahrscheinlich überall sonst auf der Welt. Ramsch ohne Ende, bei dem ich mich frage, wer den wirklich kauft. In der Stadt gibt es dann noch die Gelegenheit auf Fotos ein paar Schneeflocken einzubauen.
Nr. 9 – Shoppen!
Auf der Haupteinkaufsstraße finden wir die bekannten Modelabels, wie sie auch in jeder anderen Stadt zu finden sind. Ein absoluter Hingucker ist allerdings das Einkaufszentrum Stadtfestsaal im neoklassizistischen Stil mit einer goldenen Kuppel. Richtig interessant wird es aber dann in den kleinen Straßen, wo tolle Second Hand-, Platten- und Handmade-Läden zu finden sind. Denn die Stadt unterstütz offensichtlich die lokale Mode und Kunstszene. Wir haben hier zwei sympathische Läden entdeckt: Wunderland und Madame Bovary. Sehenswert ist auch das Tomorrowland. Aber auch das Einkaufsangebot hat seinen historischen Hintergrund. Es gibt nämlich sehr viele Musikläden, was auch dafür spricht, dass in Antwerpen z.B. der New Beat seinen Ursprung hatte. Kunst und Design waren immer schon wichtige Themen für die Stadt.
Nr. 10 – Buchhandlungen sehen und sterben
Wie hätte es auch anders sein sollen. Selbstverständlich bin ich in jedem Buchladen gewesen, der mir untergekommen ist und habe das eine oder andere Buch auch mitgenommen. Besonders sehenswert ist der Buchladen Copyright – dieser Shop ist auf Kunst und Architekturbücher spezialisiert. In einem Antiquitätenladen habe ich von Oscar Wilde „Das Bildnis des Dorian Grey“ mitgenommen und im Urban Outfitters unter anderem ein Buch ergattert, das Star Wars im Shakespeare-Style erzählt.