Ich schätze Takis Würger als Autoren sehr, ich liebe seine Romane Der Club (hier geht’s zur Rezension) und trotz aller Kontroversen mochte ich auch Stella (hier). Mit seinem neuesten Buch NOAH habe ich ihn noch mehr zu schätzen gelernt, denn er beweist wiederum sein erzählerisches Talent. In NOAH bringt er uns mit Würde und großer Demut die Geschichte von Norbert Klieger näher. Von einem, der überlebte.
Am Ende des Blogbeitrags findet ihr einige Stimmen von Leser*innen meines Buchclubs.
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Inhaltsangabe zu NOAH von Takis Würger
Das Buch NOAH. Von einem der überlebte erzählt die Geschichte von Noah (Norbert) Klieger, der mit 16 Jahren als Häftling nach Auschwitz kam, nachdem er Teil einer Organisation war, die jüdische Kinder in die Schweiz schmuggelte. Er hatte drei Todesmärsche überlebt, lernte den Hunger von seiner schlimmsten Seite kennen und musste u.a. als „nackter Junge ohne Haare, 42 Kilogramm schwer, […] vor einem Oberstabarzt der Waffen-SS […] sein Leben [verhandeln] (Würger 2021, S. 63) bis er mit 20 Jahren befreit wurde. Im dritten und vierten Teil des Buches erfahren wir mehr über das „danach“ und wie er mit dem Schiff „Exodus 47“ 1947 nach Israel reiste, aber erst ein Jahr später dort „ankommen“ sollte, um beim Unabhängigkeitskrieg dabei zu sein.
Takis Würger hat Noah 2017 bei einem Vortrag an einem bayerischen Gymnasium erstmals kennengelernt und mit ihm noch am selben Tag vereinbart, dass sie sein Leben festhalten möchten. „Ich habe Noah versprochen, dass dieses Buch erscheint und dass die Menschen sich an ihn erinnern werden.“, so der Autor in seinem SPIEGEL-Artikel vom 20. Februar 2021.
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Meine Gedanken zum Buch
„Ich weiß, es ist schwer zu ertragen, aber es war so.“ – Noah Klieger
Dieser erste Satz, der dem Buch vorangestellt ist, hat mich die ganze Lektüre über begleitet. Denn obwohl man Geschichten aus Konzentrationslagern kennt, ist es immer wieder schwer zu begreifen, dass es genau so passiert ist. Takis Würger erzählt linear und sehr konzentriert von Noahs leben. Er lenkt den Blick auf das Wesentliche, der Scheinwerfer ist auf Noah gerichtet. Er nimmt sich als Autor deutlich zurück, betont in Interviews, dass er seine Geschichte erzählt und bleibt sprachlich bewusst sehr direkt. Manche Sätze kommen mit einer Wucht daher, bei der man erstmal schlucken muss und gerne „vorgewarnt“ worden wäre. Aber so war es eben. An manchen Stellen der Erzählung – Takis Würger hat sich für das Buch über zweieinhalb Monate in Tel Aviv mit Noah unterhalten – hätte ich gerne mehr erfahren, doch wie der Autor in seinem SPIEGEL-Artikel schreibt: „ist [es] ein schmales Buch geworden. Über vieles hätte ich gern mehr geschrieben: über seine Kindheit, das Verhältnis zu seinen Eltern, den Tag seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager […] aber auf manche Fragen konnte oder wollte er nicht antworten.“
Eine Frage, die sich auch unmittelbar aufdrängt, ist wie um Himmels Willen er das alles überleben konnte? So oft ist Noah dem Tod haarscharf entgangen, weil er mutig war und Menschen kennengelernt hat, die ihn unterstützt haben. Doch die viel größere Frage ist das WIESO? Von Beginn an schwingt diese Frage mit, zunächst ganz leise: „Im Keller hatte Noah keine Antworten für die Deutschen. Er hatte Fragen, die er sich im Stillen stellte. Warum hasst ihr mich?“ (ebd., S. 21). Im letzten Teil des Buches wird das WIESO? richtig laut: „ein ‚Wieso?‘ schwebt über jedem Tag seines Lebens. In vielen Gesprächen mit ihm kommt der Moment, an dem Noah seine Erzählung unterbricht und dieses Wort sagt: ‚Wieso?'“ (ebd., S. 145)
Ich möchte dieses Buch jedem von euch ans Herz legen, lest es! Im Buchclub haben wir darüber diskutiert ob es sich als Schullektüre eignen würde, wir waren einstimmig dafür. Einer der Gründe war neben der einfachen Sprache auch der letzte Teil des Buches, indem beschrieben wird was die Juden gemacht haben, nachdem sie befreit worden waren. Einige Buchclub-Mitglieder hatten nach der Lektüre das Bedürfnis sind näher mit der Staatsgründung Israels auseinanderzusetzen. Und nicht zuletzt sind auch das Nachwort vom Autor, von Noahs Nichte Alice Klieger und Sharon Kangisser Cohen wichtig und lesenswert. NOAH ist zwar ein schmales Buch, doch könnte ich mich Stunden damit beschäftigen.
Begleitend zur Lektüre des Buches möchte ich euch auch folgende Artikel ans Herz legen: Interview in der Jüdischen Allgemeinen I Artikel von Michael Brenner.
Meinungen der Buchclub-Mitglieder
„Ein Wort um NOAH von Takis Würger zu beschreiben? Echt. Die Lebenserinnerungen des Holocaust-Zeitzeugen Noah Klieger werden so schrecklich und wertvoll für die Nachwelt erzählt wie sie sind. Ein Buch das einen nicht loslässt – nicht während des Lesens und auch nicht, nachdem das Buch zugeklappt wurde.“
Katrin
„Es ist ein wunderbares Buch, welches dieses furchtbare Kapitel unserer Geschichte in einer einfachen, rohen und greifbaren Sprache erzählt, so dass man es innerhalb kürzester Zeit gelesen hat. Auch ich als Lehrperson finde es für den Unterricht geeignet, da es kurz, direkt und dennoch sehr intensiv ist. Ein absolutes MUSS!“
Maria
„NOAH ist ein berührendes Buch, welches mir noch lange im Kopf bleiben wird. Ich habe das Buch innerhalb weniger Stunden durchgelesen und als ich mit dem Buch fertig war, sind mir die Tränen gekommen. Ich würde das Buch jedem empfehlen und hoffe, dass es zur Schullektüre wird.“
Annika
„Ein Buch für diejenigen unter uns, die nicht dabei waren, damit sie niemals dabei sein müssen. Eine Geschichte über menschliches Versagen: Denunziantentum, Brutalität und Machtmissbrauch. Aber auch eine Geschichte über Lebensträume. Von einem genialen Autor, der uns in seinem Nachwort berührt. Damit Noahs Erinnerung nicht eine von vielen bleibt, sondern zu der einen, besonderen wird.“
Martha
„Mich hat das Buch ebenfalls sehr bewegt. Man bekommt sonst in der Schule zwar viel darüber erzählt, aber nie so aus direkter, ungeschnittener Sicht einer unmittelbar betroffenen Person. Sollte auf jeden Fall Pflichtlektüre in der Schule werden.“
Jasmina
„Ich fand es so großartig. Das wird mich nicht mehr loslassen.“
Saskia
Ein sehr bedeutsames, wenn auch bedrückendes Thema, immer wieder. Ich möchte das Buch unbedingt auch lesen.
Zeilentänzer
http://www.zeilentaenzer.de
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