Rezension // Rattatatam, mein Herz von Franziska Seyboldt

Ich liebe Überraschungen und so war es mit diesem Buch auch. Vor Kurzem erreichte mich (und zahlreiche andere Blogger) ein unerwartetes Paket in dem das Buch Rattatatam, mein Herz von Franziska Seyboldt drin versteckt war. Mit dabei war ein Begleitschreiben der Lektorin, die sich ausdrücklich für das Buch und die damit verbundene Thematik einsetzt: „(ich hoffe), dass […] wir zusammen die Scheinwerfer auf dieses wichtige gesellschaftliche Thema lenken können.“ Ja, und um welches Thema geht es? – Wir bekommen es mit der Angst zu tun, kurz Angststörungen.

Inhaltsangabe zu Rattatatam, mein Herz

Ist es ein Sachbuch, ist es keines? Naja, nicht ganz. Franziska Seyboldt erzählt uns hier aus autobiografischer Sicht wie es ihr mit der Angst ergeht. Sie personifiziert die Angst, spricht mit ihr und die Angst begleitet sie ungebeten zu zahreichen Treffen, Events usw.. Die Protagonistin ist somit Franziska selbst und erzählt aus ihrem Alltag, der einmal mehr und einmal weniger von der Angst bestimmt wird. Manchmal fällt sie in Ohnmacht, am wenigsten mag sie Arztbesuche, Flüge und das Reden vor der Gruppe. Und wie sie sagt, ist sie damit nicht die Einzige: „Allein in Deutschland hat jeder Sechste im Laufe seines Lebens einmal eine Angststörung, das kommt gleich nach Depressionen und Alkoholismus.“ (Seyboldt 2018, S. 192)

Meine Gedanken zum Buch

Franziska Seyboldt betont gegen Ende des Buches einmal mehr, dass es ihr wichtig war nicht unter einem Pseudonym über ihre Angststörung zu schreiben, wie es viele anderen tun. Sie möchte einen Stein ins Rollen bringen und Angststörungen als üblichen Begleiter vieler Menschen positionieren, wie es eben eine Depression oder Alkoholismus sein kann. Dabei stellt sie auch klar, dass auch Menschen, bei denen man nie eine Angststörung vermuten würde, betroffen sind. Aber zu wem passt schon eine Angststörung: „aber es gibt schließlich auch niemanden, zu dem eine Depression passt. Oder eine Essstörung. Sucht man sich halt alles nicht aus.“ (ebd., S. 193)

Die Autorin schreibt in einem sehr bildhaften und sarkastischem Stil über ihren Komplizen die Angst. Über die 250 Seiten hinweg kam mir das zwar manchmal lächerlich vor, aber ich denke, dass es sich hierbei nicht nur um ein Stilelement des Schreibens handelt, sondern eher, um eine Haltung gegenüber der Angst. Durch die Personifizierung distanziert sie sich von ihr und sieht sie nicht als Teil von sich, sondern eher als sporadischen Begleiter. Ich ziehe meine Hut vor Franziska Seyboldt für die Offenheit und beteilige mich sehr gerne durch meine Rezension an der Bekanntmachung des Buches.

Lieblingszitate aus dem Buch Rattatatam, mein Herz

„Als ich mir eine Zukunft als Autorin oder Journalistin ausmale, finde ich besonders die Idee attraktiv, in Ruhe an Sätzen zu feilen, die andere Leute später in Ruhe lesen.“ (ebd., S.  17)

„Stress ist keine Währung, die für jeden den gleichen Wert hat. Er kann nicht gemessen werden […]. Stress entsteht nicht dadurch, dass man den Anforderungen genügen will, die das Umfeld an einen stellt. Die Anforderungen stellt man selbst.“ (ebd., S. 66)

„Ich wollte doch noch. Hätte ich bloß. Mit etwas mehr Zeit… Und dann lebt man weiter und vergisst was man noch alles machen wollte. Stattdessen schaut man Serien auf Netflix.“ (ebd., S. 114)

„Eine Gesellschaft passt sich Tatsachen an. Tatsachen werden dadurch geschaffen, dass sich sehr viele Menschen so zeigen, wie sie sind. Und irgendwann guckt niemand mehr doof, wenn Schwule sich küssen, Frauen mit Kopftuch rumlaufen oder im Pesonalausweis ein drittes Geschlecht steht.“ (ebd., S. 249)

Zur Autorin Franziska Seyboldt

Franziska Seyboldt, geboren 1984 in Baden-Württemberg, studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in Hamburg. Seit 2008 lebt und arbeitet sie in Berlin. Sie ist Redakteurin, Autorin und Kolumnistin bei der taz, schreibt Werbetexte und Bücher für Erwachsene und Kinder. Rattatatam, mein Herz ist ihr drittes Buch. (Biografie lt. KiWi-Website)

Weitere Besprechungen zum Buch

Die Liebe zu den Büchern I Literaturismus I Frau Hemingway

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag Kiepenheuer und Witsch zur Verfügung gestellt.

Hier geht’s zum Buch.

Buchsendung mit TirolTV in der Wagner’schen Buchhandlung:

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